10.04.2015: Silverstein, Lonely The Brave, As It Is - Köln - Bürgerhaus Stollwerck

15.04.2015
 

 

SILVERSTEIN feiern Geburtstag und 800 Leute kommen. Sold Out!!! Die Kanadier existieren jetzt bereits seit 15 Jahren und ihr legendäres, zweites Album "Discovering the Waterfront“ feiert seinen 10-jährigen Geburtstag. So lud die Band zu ihrer "Discovering the Waterfront 10 Year Anniversary Tour" am 10.04.2015 ins Bürgerhaus Stollwerck in Köln ein und als Zugabe hatten sie mit AS IT IS eine gute und mit LONELY THE BRAVE eine herausragende Band im Gepäck. Herrliches Frühlingswetter, ein sehr entspanntes Publikum und eine nette Location rundeten diesen durchweg gelungenen Abend ab.

Ehre, wem Ehre gebührt: SILVERSTEIN wurden vom Fleck weg abgefeiert! Kennst du eine SILVERSTEIN Show, kennst du im Grunde alle. Nicht euphorisch, aber mit viel Spaß und Laune sogen die Zuschauer die Hits des Geburtstagskindes auf. Die Band fühlte sich während des Gigs wohl und versprühte einfach nur gute Laune. Dass die Jungs spielerisch seit Jahren wie ein Uhrwerk ticken und sehr tight zusammen zocken, ist keine Überraschung. Alle Bandmitglieder waren permanent in Bewegung und suchten immer den Blick ihres Publikums. Zunächst spietem sie Hits aller Alben, aber als das „Discovering The Waterfront“ Coverartwork als Bühnenbild erschien und das geniale Album von vorn bis hinten gezockt wurde, gab es kein Halten mehr. Circle Pits, ein sehr agiler Mob, genau 3 Händesurfer und diverse Mitsingparts später verließen die 5 Kanadier zufrieden (aber nicht euphorisch) die Bühne. Das demnächst erscheinende, neue Album sollte wieder an die Glanztaten anknüpfen, denn genau auf dem zweiten Album fand sich eine ausgewogene Mischung aus hart, zart, spielerische Leidenschaft und unter die Haut gehenden Emo-Melodien.

Als erste durften die Engländer AS IT IS auf die Bretter und boten eine Mischung aus TAKING BACK SUNDAY und BLINKigem College Punkrock. Interessant an der Band ist, dass sich neben dem etatmäßigem Sänger auch ein Gitarrist am Gesang beteiligt und somit immer wieder Erinnerungen an den Meilenstein „Tell All Your Friends“ wach wurden. Der Sänger war dauerhaft am Wirbeln (manchmal ist weniger mehr…) und kommt wahrscheinlich erst zur Ruhe, wenn nach der Show der Stecker gezogen wird. Auch diese Band lebt von der typischen Aneinanderreihung aggressiverer und sehr melodischer Abschnitte und zu attestieren ist, dass einige Melodiebögen gut gesungen waren und sich im Hirn festfraßen. Die Zuschauer fanden auf jeden Fall Gefallen an AS IT IS und von der Band wird noch zu hören sein.

Für mich war jedoch der Auftritt von LONELY THE BRAVE das Highlight des Abends! Ich kannte das Debüt „The Day’s War“ respektive der EP „Backroads“ und war somit sehr gespannt, wie die Band ihre überragenden Songs auf die Bühne transportieren würde. Und selten hat mich ein Auftritt dermaßen mitgenommen! Der Sänger fühlte sich zwischen den Songs total unwohl und wusste nicht, was er eigentlich auf der Bühne verloren hat. Zumindest wirkte das so, seine Performance hatte autistisch schüchterne Züge (wie oft hat er eigentlich an seinem Shirt rumgezogen, weil er nicht wusste, wohin mit seinen Armen?) an sich. Etwas weiter hinten platziert offenbarte er aber während der Songs eine Aura, die ich selten erleben durfte. Dieser Mann haucht mit seiner exorbitant genialen Stimme (file under Eddie Vedder) jedem Song Gefühle ein und zieht die Blicke der interessierten Zuhörer auf sich. Obwohl er „nur“ sang, sich niemals bewegte und auch keine Ansagen machte, konnte ich ihn nicht aus den Augen lassen. Man konnte förmlich sehen, wie er das Leben beim Singen genießt. Und dazu spielte ein Gitarrist so dermaßen gefühlvolle Hooklines, dass die Haut vor Freude fast platzte. Der Sound erinnert an alte U2 und auch schimmerten THE CURE durch, eingebettet in relativ simpel gehaltenen Indie Rock. Wer diese Band noch nicht kennt: Bitte anchecken!